Nein, es war mir nicht zu viel und hat Spaß gemacht: Letzte Woche habe ich mich einen ganzen Tag lang mit Vögeln beschäftigt. Genauer mit Vögelzählung. Der NABU hatte dazu aufgerufen. Am Tag danach, musste ich mich mit einer Sache, die weniger Spaß machte, befassen: mit der Grundsteuer. Das Finanzamt will unzähliges Gedöns über mein Grundstück wie Wohnfläche, Nutzungsfläche, das Flurstück, die Gemarkung, den Bodenrichtwert, die Eigentumsverhältnisse und das bisherige Einheitswert-Aktenzeichen wissen. Dabei haben die Finanzämter all diese Daten. Und was hatte doch 2003 der damalige stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz den Bürgern in Aussicht gestellt: eine Steuererklärung, die auf einen Bierdeckel passt. Seine Idee zur Vereinfachung des Steuersystems. Eine Verklappsung wie fast alles aus der Politik. Inzwischen nimmt der Staat seinen Bürgern so viel von ihrem Einkommen ab wie noch nie zuvor. Sollte man nicht von ihm mal eine Steuer-Erklärung verlangen? Die Steuereinnahmen beliefen sich 2022 auf über 880 Milliarden Euro. Das ist in etwa so viel, wie von den 192 Ländern der Welt die unteren 90 zusammen aufbringen. Deutschlands Abgabenquote sind nach Belgien die zweithöchsten in Europa. Wir sind mit Rekordhalter beim Griff in die Taschen der Bürger. Die Steuereinnahmen eilen seit Jahren von einem Rekordwert zu nächsten. Wir fragen uns oft, wo ist mein Geld nur geblieben, wo ist das ganze Geld hin, das der deutsche Staat seinen Bürgern abnimmt? Steckt es im Scholz’schen Doppels-Wumms für das Drücken der Energiepreise? Oder im Nachgeben bei den täglichen Forderungen der Ukraine nach weiteren Milliarden für Kriegsgerät? In Mitteln für Sozialprojekte für die Silvesterchaoten? Vielleicht im Ausbau von Straßen und Schienen? Oder ist das ganze Geld bei der Bahn geblieben? Der Zug ist schon lange abgefahren. Die Deutsche Bahn hat ihre Fahrgäste im Fernverkehr 2022 so oft warten lassen wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Die Pünktlichkeitsquote lag in den zurückliegenden zwölf Monaten bei 65,2 Prozent. Die Bahn wurde scheinbar davon überrascht, dass sie eine überalterte und knappe Infrastruktur, viele Baustellen und ein rasant wachsendes Verkehrsaufkommen hat. Steckt das Geld in den Schulen? Auch nicht. Die Schulgebäude sind marode wie alte Scheunen. Die Ausstattung ist zum Weglaufen.Es fehlen Hunderte ausgebildete Lehrer. Der Schulbetrieb läuft vielerorts nur noch wie im Notbetrieb. Sind unsere Steuern
in den Krankenhäusern gelandet? Da husten wohl die Kranken, wenn schon eine Grippewelle reicht, dass selbst Kleinkinder auf dem Gang liegen müssen. Im Wohnungsbau? Es fehlen so viele Sozial-Wohnung wie seit 30 Jahren nicht mehr. Aber vielleicht finanziert der Staat Jugendeinrichtungen? Die Silvesterexzesse haben gezeigt: Mitnichten. Aber vielleicht für Rettungsaktionen für Klimaaktivisten. Aber ganz bestimmt für die horrenden Gehälter von Intendanten des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie der RBB-Intendantin. Alles in allem ist nicht zu übersehen, dass der deutsche Staat unfähig ist, mit dem ihm anvertrauten Geld solide zu wirtschaften. Und zugleich verlangen unfähige Politiker mehr Macht und Einfluss und damit einen noch größeren Anteil am Einkommen der Bürger. Der Staat sollte in die Schweiz schauen. Dort liegt der Spitzensteuersatz bei der Bundessteuer etwas über 11 Prozent. Bei uns bei 42 Prozent. Bricht deshalb in der Schweiz alles zusammen? Kommen dort die Züge unpünktlich? Im Gegenteil. Die Infrastrukur ist ausgezeichnet. Die Straßen sind bestens, das Telefonnetz ist flächendeckend gut, das WLAN kommt auch in den Bergen an. Polizei und Justiz tun ihren Dienst. Die Schulen sind in einem ordentlichen Zustand und sehr gut ausgestattet. Lehrermangel – gibt es nicht. Die medizinische Versorgung ist exzellent, Krankenhäuser haben trotz Grippewelle keine Probleme. Steuerbescheide kommen nach wenigen Tagen – bei uns nach durchschnittlich 54 Tagen. Und in KW mit seiner Finanzschule – so habe ich es erlebt – meist noch später. Und meine Zertifikatsnummer für die Grundsteuererklärung vom Finanzamt kommt vorsintflutlich per Post. Wenn die mal wieder zustellt. Wenn nicht, mache ich deshalb einfach das, was ukrainische Politiker täglich vormachen: Ich fordere! Aber vielleicht haben sie sich auf dem Finanzamt auch mit Vögeln beschäftigt. Indem die Finanzbeamten aus dem Fenster schauen und Spatzen zählen. Und überhaupt.