Der langjährige Bürgermeister von Schönefeld Dr. Udo Haase nimmt die Kurier-Leser in einer losen Folge von Wandertipps mit auf Streifzüge durch die Ortsteile
Teil 4: Unterwegs in Kiekebusch
Kiekebusch ist ein Ortsteil unserer Gemeinde Schönefeld, der nur wenige Einwohner zählt, aber eine sehr große -Fläche zwischen Flughafen BER und Autobahn sein Eigen nennt. Direkt neben der Autobahn, aber noch ohne direkten Anschluss an diese, liegt ein 36 Hektar großes Gewerbegebiet, welches die -Gemeindevertretung Kiekebusch bereits 1992 auf den Weg -gebracht hatte. Damals war die Gemeinsame Landesplanungsabteilung gegen ein Gewerbegebiet in dieser Größenordnung für so einen kleinen Ort. Aber die -Gemeindevertreter konnten sich vor Gericht dagegen wehren und sich letztendlich mit ihrem Vorhaben durchsetzen. Damit hatte der Beschluss zur Errichtung dieses Gewerbegebietes Bestand und führte letztendlich dazu, dass heute das weltweit agierende Unternehmen -Amazon hier, in unmittelbarer Nähe zu Berlin, zur Autobahn und zum Flughafen, einen -idealen Standort gefunden hat. Dieses Logistikgelände und der Ort -Kiekebusch sind gut an das -lokale und überregionale Radwege-netz angeschlossen. Mit dem Rad kommt man ohne Mühe und ohne Gefahr von -Waltersdorf und Rotberg nach Kiekebusch. Wünschenswert wäre, vom Kreisverkehr an der L 400 die Radwegeverbindungen weiter nach Schulzendorf/-Zeuthen und nach Wildau/Königs Wusterhausen zu schließen. Das wäre nicht nur für die Kiekebuscher Bürger, sondern für viele Radfahrer und Spaziergänger aus den oben genannten Orten sehr wichtig.
Kiekebusch wurde 1318 das erste Mal in einer Urkunde erwähnt, etwas später finden sich weitere Hinweise auf den Ort im Landbuch Karl des IV. (1375). Damit gehört dieser Schönefelder Ortsteil zu den ältesten unserer Gemeinde.
Der erste preußische König übereignete seinem Sohn Friedrich Wilhelm die Herrschaft Königs Wusterhausen, die dieser später immer weiter durch neue Landkäufe erweiterte. So kam 1727 auch -Kiekebusch dazu. Zu dieser Zeit lebten ca. 100 Menschen im Ort. Es gab eine Schenke, ein Vorwerk und eine Mühle. Im Ort lebten 6 Bauern- und 3 -Kossäthenfamilien. Die Zahl der -Einwohner stieg in den folgenden Jahren sehr langsam an. Mit der Wende 1990 erfolgte eine etwas stärkere Ansiedlung, bedingt durch die Errichtung der Siedlung „Am Feldrain“ in Karlshof. Die Kommunalwahl 1992 machte Dietrich Kundoch zum neuen Bürgermeister der amtsangehörigen Gemeinde Kiekebusch. Das Amt hatte er bis 2002 inne. Seine Vorgängerin im Amt, Frau I. Broszio, übernahm wichtige Aufgaben in der Finanzverwaltung des 1992 neu gegründeten Amtes Schönefeld. Im Zuge der Umsiedlung der Nachbargemeinde Diepensee wurden die Firma Flora Agrar GmbH, eine Hauskrankenpflege und eine Diepenseer Familie in -Kiekebusch heimisch. Das Jahr 2003 brachte für Kiekebusch zwei besonders wichtige Veränderungen mit sich. Die -Verbandsversammlung des MAWV entschied, fast 2 Millionen Euro in Kiekebusch zu investieren, um den gesamten Ort an die -zentrale Wasserversorgungsanlage und die -Abwasserkanalisation anzuschließen. Grundlage war die schlechte Wasserqualität des Brunnen- und Grundwassers und eine bis dahin fehlende Kanalisation, natürlich auch mit Blick auf das noch zu errichtende große Gewerbegebiet. Bis heute sind wir den ehrenamtlichen Helfern in Kiekebusch, die den MAWV bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützten, mehr als dankbar, weil sie die meisten Gespräche vor Ort führten und sich für diese komplizierte und ehrenamtliche Arbeit zu Verfügung stellten. Auch, wenn dies damals eine große finanzielle Belastung und Bürde für viele Kiekebuscher wegen der relativ hohen Anschlussbeiträge war, muss aus heutiger Sicht und in Anbetracht der gestiegenen Baukosten das Ganze als wichtiger und sehr positiver Schritt für die Entwicklung des Ortes im Sinne der Bürger gewertet werden. Fährt man mit dem Rad oder geht zu Fuß durch diesen Ortsteil kommt man in der Ortsmitte direkt auf die Kirche zu. Diese frühmittelalterliche Kirche erhielt Anfang der 90er Jahre ein neues Dach und später wurde die Kirchturmuhr wieder in Gang -gesetzt. Geht man in die Kirche hinein, kann man den schönen Altar, die Kanzel und den Taufstein, aber auch die Herrschaftslaube sowie die Empore mit einer Orgel bewundern.
Direkt neben der Kirche steht das Gebäude der ehemaligen Schule, welches noch bis 1956 als solche in Betrieb war. Das Gebäude wurde umgebaut und massiv verändert. Erwähnt sei, dass der Lehrer, der in der Schule wohnte, starke Nerven brauchte, denn 8 Klassen wurden seinerzeit in einem Raum unterrichtet. Nach 1956 wurde das Gebäude zur Konsumverkaufsstelle umgebaut. Im Jahre 2000 wurde das Haus zu -einem Generationstreff für die Kiekebuscher Bürger umgebaut.
Als im Jahr 2002 ein kleiner Junge auf dem Selchower -Hünenberg seinen Kanarienvogel beerdigte, kam ich zufällig dazu und sofort entstand dort die Idee, in Schönefeld einen Tierfriedhof zu errichten. Nachdem dieser Gedanke und das gesamte Genehmigungsprozedere von Landrat M. Wille vollumfänglich unterstützt wurden, konnte eine Ausschreibung für die Betreibung eines Tierfriedhofs in Kiekebusch veröffentlicht werden. Die damals noch selbststän-dige Gemeinde und ihre gewählten Vertreter entschieden sich für Herrn Jürgen Krüger, der sich damit eine völlig neue Existenz aufbauen und ein auch für ihn neues Betätigungsfeld betreten konnte. Seit 2003 führt er diesen Friedhof, den man unbedingt anschauen und besuchen sollte, mehr als vorbildlich. Der heute 62jährige J. Krüger betreibt den einzigen Tierfriedhof in unserem Landkreis. Er hat richtig viel zu tun, weil auch aus entfernt liegenden Städten und Gemeinden und natürlich aus Berlin fast täglich Anfragen eintreffen, die seinen Einsatz erfordern. Ein Besuch dieses Friedhofes in Kiekebusch ist bei Wanderungen oder auf Fahrradtouren eigentlich ein Muss, denn so einen schönen und gepflegten Friedhof bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Eine ehemalige Bürgermeisterin unseres mongolischen Partnerbezirks Bayangol -besuchte vor zwei Jahren diesen Friedhof, um nach den Bäumen zu schauen, die ihre Delegation vor 10 Jahren als Ausgleichsmaßnahme an diesem Ort -gepflanzt hatte.
Wanderer und Radfahrer, die vom Selchower Hünenberg kommen, gelangen direkt neben dem Flughafenzaun in Richtung Osten bis nach -Waltersdorf. Zuerst an den -Selchower Schinderfichten vorbei und dann bis fast zum Ende des Zaunes. Dort liegen auf der rechten Seite bereits in der Gemarkung Kiekebusch zwei wunderschöne Kiesseen, der Selchower Flutgraben sowie der Wein- und der Vorwerksberg. Alles umrahmt von oder inmitten fast unberührter -Natur. Gleiches gilt für die Wege von Kiekebusch zum bewohnten Gemeindeteil Karlshof. Ob über die Buschwiesen oder den Struckberg finden sich überall lohnende Ziele, die es zu erkunden gilt. Der neue Amazon- Gewerbepark am Möllen-pfuhl befindet sich genau gegenüber des sogenannten „Mistlandes“ an der Autobahn. Kiekebusch ist in -jedem Fall aus allen Richtungen gut zu Fuß und per Fahrrad zu erreichen. Der Ort ist ein Kleinod unserer Gemeinde Schönefeld. Ich wünsche -Ihnen bei den Entdeckungszügen, nicht nur durch diesen Ortsteil, viel Vergnügen, gutes Wetter und unfallfreies Vorwärtskommen!
Ihr Dr. Udo Haase