9.5 C
Königs Wusterhausen
Sonntag, Dezember 10, 2023
Stellenangebote der KOCH AG Zeesen
StartFreizeit Kultur & SportFamilie & GesellschaftZu Fuss durch die Flughafengemeinde

Zu Fuss durch die Flughafengemeinde

Der langjährige Bürgermeister von Schönefeld Dr. Udo Haase nimmt die Kurier-Leser in einer losen Folge von Wandertipps mit auf Streifzüge durch die Ortsteile

Teil 6: Unterwegs in Großziethen

In den meisten Schönefelder Ortsteilen entstanden im 13. Jahrhundert Feldsteinkirchen, errichtet von Zisterzienser Mönchen. Diese handwerklich sehr geschickten Baufachleute erbauten zwischen 1190 und 1250 nicht nur hier, sondern in den meisten Gemeinden der Landkreise Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald feldsteinerne Kirchen. Das genaue Entstehungsdatum kann heute selbst von Fachleuten nicht mehr exakt bestimmt werden. Eine Ausnahme bildet der nördlichste Ortsteil Schönefelds, Großziethen, weil für deren Dorfkirche das Datum 1216 überliefert ist. Der alte Kirchturm wurde 1877 völlig neu errichtet und ist heute durch seine weithin sichtbare vergoldete Kugel mit Turmkreuz ein wahres Kleinod für den gesamten Ort. Die 1997 sanierte Kirche bildet seit jeher einen Mittelpunkt des Dorfes, in dem in den letzten Jahren viele alte Gebäude restauriert oder völlig neu errichtet wurden. Dazu zählen der Neubau des Evangelischen Gemeindezentrums, die Sanierung und Restaurierung des Tagelöhner-Hauses und der alten Feuerwache, Küsters Scheune, der Milch-Keller, die Sanierung des ersten Schulgebäudes, welches bereits 1908/09 an der Straße Alt-Großziethen erbaut wurde. Besonders erfreulich war für die Gemeinde das große Engagement vieler Großziethener Familien, die nach 1990 ihre Bauernhöfe sanierten und restaurierten. Dabei wurden ein Taubenhaus, Stallanlagen und Scheunen restauriert und ausgebaut.

Die Gemeinde Schönefeld erwarb mit besonderer Unterstützung des SPD-Abgeordneten Waldemar Schulze am Dorfanger ein Grundstück, um darauf einen Jugendklub zu errichten. Der Klub stößt bei dem enormen Wachstum dieses Ortsteils gegenwärtig an seine Grenzen. Die Grundschule wurde 1996 erweitert, jedoch reichte diese Kapazitätserhöhung nur wenige Jahre. Seitdem wurden in diesem zentralen Dorfbereich zwei neue große Grundschulgebäude, eine Mehrzweckhalle, eine Feuerwache, der Hort und auf dem Dorfanger ein weiträumiger Kinderspielplatz mit Bänken und einer gepflasterten Feuerstelle errichtet. Die anliegenden Pferdehöfe und die sanierte Trauerhalle auf dem Friedhof gehören ebenfalls zum Kernbereich des Ortes.

Der verwilderte Guts-Park und das nur noch als Ruine existierende Gutshaus wurden im Zuge der vielen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den neuen Flughafen BER neu gestaltet. Der alte Baumbestand konnte dabei weitestgehend erhalten, Neuanpflanzungen durchgeführt und Wege neu angelegt werden. Die Feldsteinmauern des Parks und die an der Kirche wurden saniert, die Reste der Gutshaus-­Ruine vollständig abgetragen. Der Park gehört heute der Gemeinde Schönefeld und kann für die verschiedensten Events und Veranstaltungen, aber auch zum Spazierengehen, als Treff für die Jugend oder als Ort der Ruhe und Erholung genutzt werden. Neben dem Jugendklub hat sich der Kinderbauernhof „Ilse Reichel“ in den letzten Jahren gut entwickelt und erfreut sich ­großer ­Beliebtheit. Der Ortsbeirat unterstützte in der Vergangenheit bei verschiedenen Anlässen diese Einrichtung.

Großziethen wird an drei Seiten von Berliner Wohnvierteln eingekreist. Rudow, Buckow und Lichtenrade bilden Grenzen zu diesem Ortsteil. Der gesamte Verkehr läuft im Grunde genommen nur über drei Straßen: die Lichtenrader Chaussee, die Rudower Allee und die Karl-Marx-Straße, die in Verlängerung als Glasower Allee durch Kleinziethen bis zur B 96a führt. Für die Gemeindevertretung Großziethens und nach 2003 für die Schönefelds war es deshalb von Anbeginn wichtig, das Radwegenetz in Großziethen auszubauen. An den oben genannten Straßen wurden Radwege angelegt, um die Radfahrer vor dem stetig anwachsenden Verkehr besser zu schützen. Das ist gut gelungen, wobei einzelne Abschnitte, die ursprünglich beim Ausbau der Landesstraße L 75 (in der Ortslage – Karl-Marx-Straße) als Umfahrung errichtet wurden, später als Radweg zur Verfügung standen, weil die Gemeinde diese temporären Straßen vom Landesbetrieb für Straßenwesen erwerben konnte.

Um diese Radwege besser kenntlich zu machen und um die Radwegekreuzungen gut auszuschildern, wurden allein in der Gemarkung Großziethen bisher 8 gut sichtbare Meilensteine aufgestellt. Alle Steine wurden aus privater Hand für die Gemeinde gesponsert. Zu den Sponsoren zählen die Familien Belger, Mette, Dähne, Tober, Ramnitz, Messinger, Lorberg und der Architekt Scholz. Aber auch der Großziethener Ortsbeirat unterstützte diese Radwegekennzeichnung. Der Mauerradweg, der größtenteils auf Berliner Seite um den Ort herumführt, besitzt eine eigene Kennzeichnung und wird durch Informationstafeln ­ergänzt.

Von Kleinziethen aus kann man bequem auf einem Radweg nach Waßmansdorf fahren, jedoch ist es bis heute lebensgefährlich, auf der Landesstraße L 75 von Kleinziethen nach Mahlow zu fahren. Viele Schreiben der Gemeinde mit der Bitte an das Land, diesen Radweg zu bauen, blieben unbeantwortet bzw. ohne Reaktion, geschweige denn irgendwelche Taten. Damit dieser wichtige Abschnitt nicht in Vergessenheit gerät, haben die Bürgermeister aus Blankenfelde-Mahlow, Neukölln und Schönefeld gemeinsam einen Radwegemeilenstein an der Kreuzung L 75/B 96a aufgestellt, um daran zu erinnern, dass hier unbedingt etwas getan werden muss. Sollte das für den Radwegebau zuständige Land Brandenburg sich weiterhin nicht rühren, ist letztendlich die Gemeinde Schönefeld gezwungen, diesen Radweg zu bauen und aus eigener „Tasche“ zu bezahlen. Auf jeden Fall muss hier bald etwas geschehen, weil mit der BER-­Eröffnung der Straßenverkehr in unserer Gemeinde an allen Orten zunehmen wird. Auf diesem Straßenabschnitt geht es darum, in erster Linie unsere Bürger, aber ebenso Radfahrer und Fußgänger aus anderen Orten, nicht zu gefährden. Das ist eine der wohl wichtigsten Aufgaben für den Ortsteil Großziethen in Schönefeld, dessen Einwohnerzahl sich in den letzten 30 Jahren fast verachtfacht hat. Hoffen wir, dass diese wichtige Aufgabe möglichst bald und zur Zufriedenheit aller erledigt wird.

Dr. Udo Haase, Bürgermeister a.D.

RELATED ARTICLES

Meist gelesen

Kommentare